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Neue Koalition 2021: Diese 7 Themen wirken sich auf Ihre Finanzen aus

Anfang Dezember unterzeichneteten die SPD, die Grünen und die FDP ihren Koalitionsvertrag „Mehr Fortschritt wagen“*. Die neue Ampel-Regierung hat inzwischen ihre Arbeit aufgenommen. Setzt die neue Koalition ihre Vorhaben um, hat das auch Auswirkungen auf Ihre Finanzen.

In diesem Beitrag haben wir für Sie aus dem Koalitionsvertrag sieben wichtige Themen für Ihre Finanzen zusammengefasst.

Neue Koalition und Pläne für Finanzen - Geldstapel und Geldscheine, im Hintergrund Stromstecker

#1 Arbeit und Einkommen

Die neue Ampel-Koalition will vor allem Geringverdiener finanziell besserstellen. Aber auch Jugendliche, die eine Ausbildung absolvieren, und Studenten sollen von den Vorhaben der neuen Regierung profitieren.

Mindestlohn

Dieser Plan wirkt sich positiv auf die Finanzen vieler Arbeitnehmer in Deutschland aus. Erhalten Sie den Mindestlohn, bekommen Sie anstatt der aktuell festgelegten 9,60 Euro bald 12,00 Euro. Bereits in 2022 wird der Mindestlohn angehoben: im Januar auf 9,82 Euro und im Juli auf 10,45 Euro. Wann genau die Erhöhung auf 12,00 Euro kommt, lässt die neue Koalition noch offen.

Minijobs und Midijobs

Außerdem gibt es Änderungen für Minijobs und Midijobs: Bei den Minijobs soll das steuer- und sozialversicherungsfreie Arbeitsentgelt pro Monat von derzeit 450 Euro auf 520 Euro steigen. Für Midijobs erhöht sich die abgabenfreie Grenze voraussichtlich von 1.300 Euro auf 1.600 Euro.

Ausbildung

Die neue Regierung plant für Jugendliche eine sogenannte „Ausbildungsgarantie“. Demnach sollen alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine anerkannte Berufsausbildung, möglichst in einem Betrieb, bekommen.  Die Ausbildung hat zum Ziel, den Jugendlichen einen Start in ein qualifiziertes Berufsleben zu ermöglichen.

Ausbildungsförderung

Auch Studenten sollen finanziell bessergestellt werden. Das Bafög soll neu ausgerichtet und elternunabhängiger gemacht werden. Vor allem die Freibeträge will die neue Ampel-Regierung deutlich anheben. Aber auch die Altersgrenzen sollen erhöht, die Förderhöchstdauer verlängert und die Bedarfssätze angehoben werden.

Mit dem „Lebenschancen-BAföG“ will die neue Koalition Menschen fördern, die sich auch nach Ihrer beruflichen Qualifikation eigenständig weiterbilden möchten.

Rente

Das Rentenniveau von 48 Prozent will die neue Ampel-Koalition beibehalten. Der Beitragssatz soll für Sie als Arbeitnehmer die 20-Prozent-Marke nicht übersteigen. Einen späteren Eintritt in die Altersrente oder Rentenkürzungen sieht der Koalitionsvertrag nicht vor.

Neuer Koalititionsvertrag - Arbeit und Einkommen; Geldmünzen liegen auf Gehaltsabrechnung

#2 Steuern

Eine Reform der Steuern wird es nicht geben. Einige Änderungen hat sich die neue Bundesregierung dennoch vorgenommen, die sich auf Ihre Finanzen auswirken.

Sparerfreibetrag

Als Sparer werden Sie durch die geplante Erhöhung des Sparerfreibetrags finanziell entlastet. Damit ist das Ersparte gemeint, auf das Sie keine Kapitalertragssteuern zahlen müssen. Ab Januar 2023 wird der Sparerfreibetrag voraussichtlich von derzeit 801 Euro auf 1.000 Euro für Singles erhöht. Bei Paaren steigt er von aktuell 1.602 Euro auf 2.000 Euro.

Familienbesteuerung

Das Ehegattensplittung, also die Kombination der Steuerklassen III und V, will die neue Regierung abschaffen. Der weniger verdienende Partner, meist die Frau, muss dadurch mehr Lohnsteuern zahlen als der besserverdienende Partner. Künftig soll das Faktorverfahren der Steuerklasse IV stattdessen zum Einsatz kommen. Demnach zahlt jeder Partner nur den Anteil an Steuern, den er verdient.

Ausbildungsfreibetrag

Auch der Ausbildungsfreibetrag soll angehoben werden, was sich positiv auf Ihre Finanzen auswirkt. Wenn Sie für die Ausbildung Ihres Kindes Ausgaben haben, können Sie diese Kosten zukünftig bis zu einer Höhe von 1.200 Euro von Ihren Einkünften abziehen. Bisher sind es nur 924 Euro.

Besteuerung der Renten

Um eine Doppelbesteuerung bei den Renten zu vermeiden, soll der steuerpflichtige Anteil der Renten ab dem Jahr 2023 nur um 0,5 Prozentpunkte und damit langsamer steigen als bisher geplant. Eine komplette Besteuerung der Rente kommt dadurch erst 2060.

Außerdem ist ab 2023 geplant, dass Sie Ihre Einzahlungen in die Rentenversicherung komplett steuerlich geltend machen können.

Homeoffice-Pauschale

Die Homeoffice-Pauschale wird bis Ende 2022 verlängert. Sofern Sie kein Arbeitszimmer geltend machen, können Sie weiterhin fünf Euro pro Tag und maximal 600 Euro im Jahr für insgesamt 120 Arbeitstage in der Steuererklärung ansetzen.

Haushaltsnahe Dienstleistungen

Auch bei den haushaltsnahen Dienstleistungen soll sich etwas ändern. Steuerlich können Sie bisher 20 Prozent der Ausgaben für die Dienstleistung bei maximal 400 Euro im Jahr absetzen. Wenn Sie künftig „familien- oder alltagsunterstützende Dienstleistungen“ beanspruchen, bekommen Sie einen Gutschein oder eine Zulage. Zudem können Sie einen steuerfreien Zuschuss von Ihrem Arbeitgeber erhalten, sofern er einen zahlt.

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#3 Wohneigentum und Hausbau

Die neue Bundesregierung plant, dass mehr Menschen in Eigenheimen wohnen. In Zukunft soll es für Sie einfacher werden, wenn Sie ein selbstbewohntes Eigenheim erwerben möchten.

Darlehen

Wenn Sie ein Haus oder eine Wohnung kaufen, soll es künftig ein eigenkapitalersetzendes Darlehen vom Staat geben. Dieses erleichtert die Finanzierung bei Ihrer Bank. Tilgungszuschüsse und Zinsverbilligungen sollen die Hürden für den Haus- oder Wohnungserwerb noch weiter senken.

Grunderwerbsteuer

Die einzelnen Bundesländer sollen in Zukunft die Grunderwerbsteuer flexibler gestalten können. Durch einen möglichen Freibetrag will die neue Koalition den Erwerb von selbstgenutztem Wohneigentum finanziell erleichtern.

Klimaschutz bei Hausbau und Gebäudeerwerb

Die ehrgeizigen Klimaziele der neuen Koalition wirken sich auch auf den Hausbau aus. Dafür will die Regierung das Gebäudeenergiegesetz ändern. Ab 2025 sollen beispielsweise neu eingebaute Heizungen zu 65 Prozent aus erneuerbaren Energien gespeist werden.

Wenn Sie privat planen, ein Haus zu bauen, so soll die Nutzung von Solarenergie künftig die Regel werden. Für gewerbliche Neubauten wird dies sogar verpflichtend. Bürokratische Barrieren will die Ampel-Koalition für private Bauleute abbauen.

Neue Regierung_Hausbau - Ausbau eines Dachstuhls, im Hintergrund blauer Himmel

#4 Energiekosten

Die Energiepreise haben in letzter Zeit sicher auch Ihre Finanzen stark belastet. Die Pläne der neuen Bundesregierung sehen vor, Privathaushalte zu entlasten.

EEG-Umlage

Die Ampel-Koalition will die EEG-Umlage schrittweise abschaffen. Bereits beschlossen ist, dass die Umlage von derzeit 6,5 Cent ab Januar 2022 auf 3,7 Cent pro Kilowattstunde sinkt. Aber 2023 soll die Umlage nicht mehr auf den Strompreis umgelegt, sondern vom Bundeshaushalt bezahlt werden.

CO2-Abgabe

Die CO2-Abgabe für die Umsetzung der Klimaziele soll weiter steigen. In 2022 wird die Abgabe um 1,6 Cent brutto pro Liter Heizöl angehoben. Das hatte bereits die vorherige Regierung festgelegt. Wenn Sie Mieter sind, werden Sie bei den Heizkosten künftig entlastet. Geplant ist, dass Sie sich den CO2-Aufschlag bei den Heizkosten mit Ihrem Vermieter teilen.

Klimageld

Auch das Klimageld soll neben der Abschaffung der EEG-Umlage für Entlastung sorgen. Es soll sich nach dem Einkommen richten und somit für einen sozialen Ausgleich sorgen. Ab wann und wie es die neue Regierung umsetzen will, lässt sie noch offen.

#5 Wohnungspolitik

Der neue Koalitionsvertrag kündigt einen Aufbruch in der Wohnungspolitik an. Dafür gibt es nun ein eigenes Ministerium. Die neue Regierung möchte den angespannten Wohnungsmarkt entlasten und plant daher verschiedene Maßnahmen.

Neue Wohnungen

Die neue Ampel-Koalition plant jährlich 400.000 neue Wohnungen, von denen 100.000 öffentlich gefördert werden sollen. Den sozialen Wohnungsbau und die Umsetzung eines Eigenheims will sie verstärkt unterstützen.

Mietrecht

Die Mietpreisbremse wird bis 2029 verlängert. In angespannten Wohnungsmärkten dürfen Vermieter die Miete nur noch um elf Prozent innerhalb von drei Jahren erhöhen. Bisher lag die Grenze in angespannten Märkten bei 15 Prozent.

Die Mietspiegel will die Regierung weiter ausgestalten. Um den Mietspiegel zu berechnen, will sie die Mietverträge der vergangenen sieben Jahre einbeziehen. Für Gemeinden mit mehr als 100.000 Einwohnern wird ein Mietspiegel sogar verpflichtend.

#6 Grundsicherung

Die neue Regierung will den Sozialstaat fördern und das System der Grundsicherung erneuern.

Bürgergeld

Statt Hartz IV soll es das sogenannte „Bürgergeld“ geben. Wann die neue Koalition das Bürgergeld einführen will, wie hoch es ist und wie genau es geregelt wird, steht nicht in der Koalitionsvereinbarung.

Wenn Sie leistungsberechtigt sind, soll es für Sie künftig einfacher werden, Bürgergeld zu bekommen. In den ersten beiden Jahren, in denen Bürgergeld gezahlt wird, will die Regierung das Vermögen nicht einbeziehen und auch die Wohnung nicht überprüfen.

Wohngeld

Für Empfänger von Wohngeld wird der Zuschuss zu den Heizkosten erhöht. Bekommen Sie bereits Wohngeld, müssen Sie keinen weiteren Antrag für den höheren Zuschuss stellen.

Kindergrundsicherung

Die bisherigen Sozialleistungen für Kinder will die neue Bundesregierung in einer Kindergrundsicherung zusammenfassen. Damit will Koalition die wachsende Kinderarmut bekämpfen, und Kinder und Jugendliche sollen bessere Chancen bekommen. Geplant sind weiterhin flächendeckende und beitragsfreie Kitas und kostenlose Ganztagsangebote für Schüler.

#7 Pflege und Gesundheit

Auch in der Pflege- und Gesundheitspolitik plant die Ampel-Koalition einen Aufbruch.

Pflegekosten

In der stationären Pflege soll der Eigenanteil weiterhin begrenzt werden. Angehörige von Pflegebedürftigen werden dadurch weiter entlastet. Die prozentualen Zuschüsse, die es ab Januar 2022 zu den Eigenanteilen gibt, will die neue Regierung prüfen, um den Eigenanteil gegebenenfalls noch weiter zu senken. Dafür plant sie, die Beiträge zur sozialen Pflegeversicherung leicht anzuheben.

Pflegegeld

Angehörige von Pflegebedürftigen profitieren ebenfalls. Ab 2022 plant die neue Regierung, das Pflegegeld regelmäßig anzuheben. Wenn Sie einen Angehörigen pflegen und dadurch eine berufliche Auszeit nehmen müssen, können Sie auf mehr „Zeitsouveränität“ und eine Lohnersatzleistung hoffen.

Krankenversicherung

Eine Bürgerversicherung, welche die Trennung zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung abschafft, wird es unter der neuen Koalition voraussichtlich nicht geben.

Gesetzlich Versicherte will die neue Regierung nicht durch zusätzlich stark steigende Kosten für die Krankenversicherung belasten.

*Hier können Sie den Koalitionsvertrag 2021-2025 der neuen Koalition abrufen.

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Finanznews Autor

Autor dieses Artikels: Maurice Rost
Maurice ist BCO bei Duratio und zudem auch als Autor für spezielle Fachthemen unserer monatlichen Finanznews tätig. Vor allem guter Kaffee, Ehrlichkeit gegenüber Verbrauchern und die Unterstützung sozialer Projekte liegen ihm sehr am Herzen.

Fazit zum Beitrag: „Die neue Koalition hat sich mit ihrem Versprechen „Mehr Fortschritt wagen“ viele ehrgeizige Ziele gesteckt. In ihrem Koalitionsvertrag bekennt sie sich zu einem „Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit“. Zu den großen Themen gehören die Klimapolitik und der Bürokratieabbau. Zudem plant die Regierung zahlreiche Maßnahmen, um Verbraucher finanziell zu entlassen. Viele der Formulierungen im Koalitionsvertrag sind vage, und sie lassen offen, wie die Pläne im Detail aussehen und mit welchen Maßnahmen sie die neue Ampel-Koalition umsetzen will. Ob die neue Regierung alle Ziele erreicht und inwiefern sich die Pläne auf Ihre Finanzen auswirken, werden die nächsten Jahre zeigen. ”