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Wie Niedrigzinsen unsere Geldanlagen gefährden!

Anfang 2015 verheißen die Schlagzeilen der Wirtschaftsnachrichten ein wahres Wunderland: der Finanzminister ruft lachend den ersten ausgeglichenen Staatshaushalt seit mehr als vier Jahrzehnten aus, die Wirtschaft vermeldet Exportrekorde und die Inflation ist so gering wie seit fünf Jahren nicht mehr. Hier muss alles in Butter sein, kann es nur Gewinner geben: Staat, Unternehmen und Bürger. Falsch, denn einer steckt schon seit einigen Jahren in der größten Krise seit Gründung der Bundesrepublik: der Sparer! Er steht auf der Kehrseite der Medaille jener gesamtwirtschaftlichen Erfolgsmeldungen, bezahlt mit Niedrigzinsen auf sein Erspartes den Preis und muss mitansehen, wie der Wert seiner oft mühsam angehäuften Rücklagen, und damit die Substanz seiner Altersvorsorge, Stück für Stück abnimmt.

Sparer aufgepasst: Geldanlage zum Nulltarif, Wertverlust inklusive

Jener Sparer ist aber nicht nur ein gesichtsloser ökonomischer Begriff, er steht für Millionen Menschen, die sich über die Renditen auf dem Nullpunkt und ihren Wohlstand in den nächsten Jahren zu Recht Sorgen machen. Täglich werden wir als Finanzberater dazu mit Fragen konfrontiert, denn das Thema betrifft jeden. Wie geht es weiter?

Ein einziges Zinstal

Die Unzufriedenheit der Deutschen mit der Wertentwicklung ihrer Geldanlagen nimmt rasant zu. Waren 2012 schon fast 50 Prozent der Befragten unzufrieden, äußerten sich Ende 2014 sogar 66 Prozent entsprechend negativ gegenüber der Gesellschaft für Konsumforschung GfK. Die Deutschen sind traditionelle Anhänger von Sparbüchern, Festgeldkonten oder Tagesgeldanlagen. Sicherheitsaspekte und kurzfristige Verfügbarkeit dominieren hier die Anlageentscheidung, auch wenn diese Investmentformen schon einige Jahre kaum noch rentabel sind.


Sparguthaben und Tagesgelder Rendite auf Spareinlagen Statistik Finanznews

2008 war bei Sparbüchern zwar noch eine Verzinsung von 2,5 Prozent p.a. die Regel und ein Tagesgeld wurde sogar mit einem Prozentpunkt mehr verzinst, aber bei einer gleichzeitigen Inflationsrate von knapp drei Prozent blieb schon damals unterm Strich bestenfalls eine verschwindend geringe Rendite übrig. Heute steht bei Zinsen für kurzfristige Anlagen fast ausnahmslos eine Null vor dem Komma und die Inflation von gut einem Prozent knabbert dann sogar langsam aber stetig am Wert des Ersparten selbst.


Bundesanleihen Rendite auf deutsche Staatsanleihen Statistik Finanznews

Ähnlich mau sieht es bei deutschen Staatsanleihen aus, die für viele Sparer lange eine willkommene Alternative waren, um Gelder im mittelfristigen Bereich anzulegen. Wer sich 2008 für Bundesanleihen mit fünfjähriger Laufzeit entschied, konnte noch knapp fünf Prozent Rendite verbuchen, während er heute bereits über negative Renditen zuzahlen muss, wenn er dem Staat Geld leiht. Im Bereich zehnjähriger Anleihen steht zwar noch ein mageres Renditeplus, aber auch dieses hält der Inflationsrate längst nicht mehr stand und die einst beliebten Bundesschatzbriefe waren zuletzt sogar so unattraktiv geworden, dass der Bund ihre Ausgabe 2013 gleich komplett einstellte.


Zinsen für Lebensversicherungen und Bausparverträge Garantiezins bei Lebensversicherungen Statistik Finanznews

Noch dramatischer hat die Zinsflaute eine andere Anlageform erfasst, mit der nicht wenige Menschen gleich ihre komplette Altersvorsorge gestaltet haben: die Kapitallebensversicherung. Nach der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) waren hier 2008 knapp 700 Milliarden Euro Kapital der Bürger investiert. Damals immerhin noch mit einem garantierten Jahreszins von 2,25 Prozent und satten Überschussbeteiligungen ausgestattet, zahlen die Policen ab 2015 nur noch eine magere Garantie von jährlich 1,25 Prozent. Die Überschussbeteiligungen schrumpfen ebenfalls spürbar und die Versicherer müssen zunehmend Verluste bei Neuabschlüssen kompensieren, da immer weniger deutsche Bürger von der Lebensversicherung mit ihren zudem langen Laufzeiten und wenig flexiblen Verträgen überzeugt werden können. Nicht anders sieht es bei den Bausparverträgen aus, die ebenfalls lange eine beliebte Sparform der Deutschen waren, weil sie zugleich den Zugriff auf eine günstige Finanzierungsmöglichkeit boten. Dieser Vorteil fehlt nun komplett, denn eine normale Baufinanzierung ist längst günstiger geworden als das Bauspardarlehen.

Es steht also durch die Bank schlecht um die Rentabilität der beliebtesten Sparformen im Land und das kann gravierende Folgen in der Zukunft haben, denn trotz niedriger Zinsen und steigender Unzufriedenheit wollen bisher neun von zehn der durch die GfK 2014 Befragten nicht von ihrem Anlageverhalten abrücken, weil sie die Risiken alternativer Investments scheuen. Dabei ist ein Umdenken dringend erforderlich, denn das Zinstief der jüngeren Vergangenheit droht zum Status Quo zu werden und dürfte damit manche Altersvorsorge in Gefahr bringen.

Schreckgespenst Altersarmut

Die Vorsorge für den Ruhestand ist eine Hauptmotivation der Sparer. Im Alter soll der gewohnte Lebensstandard einigermaßen erhalten bleiben, viele Menschen möchten eine Immobilie ihr Eigen nennen oder ihren Kindern eine gute Ausbildung ermöglichen. Dem Rentensystem vertraut dabei kaum noch jemand. Laut einer Umfrage der BILD am Sonntag im Februar 2015 zweifeln gut 70 Prozent an der staatlicher Absicherung, in der Altersgruppe zwischen 30 und 39 Jahren sogar über 90 Prozent. Die Notwendigkeit privater Altersvorsorge hat sich längst herumgesprochen, denn neben Krankheit fürchten die Menschen nichts so sehr wie Armut im Alter. Dabei sind schon die heutigen Senioren davon längst betroffen. Zwischen 2006 und 2013 nahm die Zahl der verarmten Rentner um fast 50 Prozent zu, teilte der Paritätische Wohlfahrtsverband jüngst mit. Damit ist die Armut unter den Senioren in diesem Zeitraum stärker angestiegen als bei Erwerbslosen oder Alleinerziehenden. Etwa eine halbe Million Rentner war Ende 2013 bereits auf die Grundsicherung angewiesen. Diese Zahl wird in den kommenden Jahren deutlich anwachsen, denn viele Ersparnisse zur Vorsorge werden statt stetem Zuwachs einen permanenten Wertverlust erfahren.

Geldanlage und Ersparnis – Ist unsere Zukunft in Gefahr?

Wellenbewegungen mit wechselnden Auf- und Abschwüngen sind charakteristisch für viele wirtschaftliche Entwicklungen. Einer Talfahrt folgt auch wieder eine Erholung. Dieses Bild lässt sich allerdings nicht auf die derzeitige Zinssituation übertragen, denn einer nachhaltigen Erholung stemmen sich die mächtigsten Wirtschaftsteilnehmer überhaupt entgegen: die Staaten mit ihren Notenbanken im Schlepptau und auch der Unternehmenssektor, der natürlich ebenfalls immer an billigem Geld interessiert ist. Vor der Finanzkrise 2008 hatten Nationen und Privatwirtschaft gemeinsam bereits mehr als 100 Billionen Dollar Schulden angesammelt – ein Schuldenberg doppelt so hoch wie die globale Wirtschaftsleistung zu jener Zeit. Als das globale Finanzsystem nur knapp vor dem Kollaps bewahrt werden konnte, wurde allerorten Besserung gelobt, Sparen und Veränderungen propagiert. In der Realität bilanzierte die Bank für internationalen Zahlungsausgleich 2013 dann ein weltweites Schuldenvolumen von über 150 Billionen Dollar, während das globale Sozialprodukt nahezu auf konstantem Niveau verharrt war. Deutschland steuerte übrigens eine Verschuldung von gut 2,5 Billionen Dollar oder knapp über 2,1 Billionen Euro zu diesem Berg bei.

Um diese Schuldenspirale zu verlangsamen oder sogar kurzzeitig einmal zu stoppen, müssen die Nationalstaaten zwangsläufig mit vereinten Kräften die Finanzierungskosten über niedrige Zinsen einbremsen, damit nicht bereits der reine Kapitaldienst aus dem Ruder läuft. Auch die Inflation ist den Staaten mit Blick auf ihre Schulden natürlich willkommen, denn betrachtet man im Laufe der Jahre eine geschuldete Summe preisbereinigt um die jeweilige Inflationsrate, nimmt ihr relativer Wert immer mehr ab. So kommt es den Staaten auch nicht gänzlich ungelegen, wenn die Europäische Zentralbank im Januar 2015 durch ihren Chef verkünden lässt, Monat für Monat für 60 Milliarden Euro Wertpapiere in der Euro-Zone aufkaufen zu wollen. Um die Inflation anzutreiben, damit die Wirtschaft nicht in einer Klemme aus fallenden Preisen und lahmender Konjunktur steckenbleibt, werden allein auf diesem Weg mehr als eine Billion Euro in die Finanzmärkte gepumpt.

Fazit: Unabhängig davon, wie dieses Experiment ausgeht, bleibt der normale Sparer, also auch Sie mit Ihren Rücklagen und Ihrer Altersvorsorge, auf der Strecke, wenn niedrige Zinsen und Inflation das Ersparte langsam vernichten. Es ist also höchste Zeit, über neue Wege bei der Kapitalanlage nachzudenken! In diesem Zusammenhang haben wir uns bereits Gedanken gemacht, wie wir Ihnen nützliche Tipps und alternative Geldanlagen zur Verfügung stellen können. Folgen Sie dafür dem untenstehenden Link über alternative Anlagemöglichkeiten.

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