Links überspringen

Überziehungszinsen beim Girokonto auf dem Prüfstand

Ein Girokonto kann sich heute niemand mehr wegdenken, denn es macht flexibel für unverhoffte Ausgaben sowie für Zahlungen mit der Kreditkarte, ebenso werden die laufenden Ausgaben wie Miete und Strom abgebucht, auch die Löhne oder Gehälter werden auf das Girokonto überwiesen.

Der Dispozins für das Girokonto – ein leidiges Thema

Nun kann es im täglichen Leben immer passieren, dass Sie Ihr Girokonto überziehen – trotz einer guten Finanzplanung. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn Ihr Arbeitgeber nicht pünktlich Ihr Gehalt überweist. Sie rutschen nicht nur in die roten Zahlen, sondern Sie müssen einen hohen Dispozins bezahlen – was noch viel ärgerlicher ist. Die Banken verdienen daran, wenn ihre Kunden das Girokonto überziehen, sie erheben daher hohe Überziehungszinsen. Allerdings ist bei den verschiedenen Banken keine Transparenz gewährleistet, in welcher Höhe der Dispozins erhoben wird.

Banken schweigen sich aus

Die Zeitschrift „Finanztest“ hat 1.472 Banken befragt, von denen nur 424 zu einer Auskunft über den Dispozins bereit waren. Besonders die Banken, bei denen der Dispozins besonders hoch ist, verweigerten die Auskunft, daher schickte die Zeitschrift Tester zu den Verweigerern, um die Disposätze zu ermitteln. Viele Banken verwiesen auf ihre Aushänge in den Filialen oder auf ihre Internetseiten, doch dort sind die Angaben oft nur sehr unklar.

Die Preisangaben-Verordnung schreibt jedoch vor, dass die Höhe der Disposätze für die Kunden auf einen Blick einsehbar sein sollte. Besonders schwierig wird die Ermittlung des Überziehungszinses schon allein deshalb, da einige Banken auf einen Referenzzins hinweisen oder den Dispozins abhängig von der Bonität der Kunden festlegen.

Es fehlt an Transparenz

Bei den Banken fehlt es an Transparenz. Sie nutzen den Wunsch der Kunden nach einem Girokonto zu günstigen Konditionen bewusst aus, denn viele Kunden achten nicht auf den Überziehungszins, sondern lediglich auf geringe Kontoführungsgebühren. Viele Bankkunden rechnen nicht damit, ihr Girokonto zu überziehen; das böse Erwachen kommt erst, wenn das Girokonto einmal überzogen wurde. Diese Tatsache nutzen viele Banken aus, indem sie hohe Dispozinsen erheben.

Die Tester von „Finanztest“ konnten einen Zusammenhang feststellen: Die Banken mit einem hohen Dispozins erheben oft nur eine geringe Kontoführungsgebühr, während die Banken, die nur einen geringen Dispozins erheben, hohe Kontoführungsgebühren verlangen. Der Dispozins variiert stark, so sind bei wenigen Banken Überziehungszinsen von etwa 4,5 Prozent möglich, während bei anderen Banken Überziehungszinsen bis zu 16 Prozent gelten.

Überziehungszinsen leicht gesunken

Gegenüber 2014 sind die Überziehungszinsen in diesem Jahr um etwa 0,4 Prozentpunkte gesunken, auch bei den Banken mit Dispozinsen von 13 Prozent oder mehr ist ein Rückgang zu verzeichnen. Als positiv ist zu bewerten, dass viele Banken, die sich eine Überziehung des Rahmens für den Dispositionskredit von ihren Kunden durch hohe Zinsen honorieren ließen, von dieser Vorgehensweise abgerückt sind.

Mehr Transparenz per Gesetz

Für Verbraucher ist es nur schwer, herauszufinden, in welcher Höhe die Banken den Dispozins erheben. Schon seit Jahren fordert Finanztest daher, dass die Banken auf ihren Internetseiten, die für jedermann zugänglich sind, ihre Dispozinsen veröffentlichen. Bundesjustizminister Heiko Maas hat jetzt ein Gesetz auf den Weg gebracht, mit dem die Banken zur Veröffentlichung ihrer Dispozinsen gezwungen werden sollen.

Im nächsten Jahr soll dieses Gesetz in Kraft treten. Können die Verbraucher die Dispozinsen bei den einzelnen Banken vergleichen, wird der Konkurrenzdruck unter den Banken stärker, die Banken sind zur Senkung gezwungen. Das Gesetz schafft mehr Transparenz für die Kunden, aber auch für die Banken selbst. Schon seit langem fordern Verbraucherschützer eine Deckelung für den Dispozins, doch ist sie im Gesetz nicht vorgesehen.