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5 Vorzeichen, warum die Zinsen für Kredite bald steigen

Besitzer eines Tagesgeldkontos dürften diesen Tag kaum abwarten können, aber wer demnächst eine Baufinanzierung plant oder eine neue Zinsbindung treffen muss, wird weniger begeistert sein: Es mehren sich die Anzeichen für eine baldige Wende bei den Kapitalmarktzinsen. Ein Anstieg des Zinsniveaus erscheint in naher Zukunft immer wahrscheinlicher. Für Immobilienkäufer, Häuslebauer oder viele Kreditinteressenten bedeutet das: neue Baukredite oder Zinsfestschreibungen für Ratenkredite werden teurer!

Anzeichen 1: Die Konjunktur nimmt europaweit Fahrt auf

5 Vorzeichen, warum die Zinsen für Kredite bald steigen

Verantwortlich für die anhaltende Niedrigzinsphase ist die Europäische Zentralbank, kurz EZB. Ihr Präsident Mario Draghi und seine Euro-Banker leiteten sie mit diversen Kapitalmarktinstrumenten ein, um die lahmende europäische Konjunktur anzukurbeln. Niedrige Zinsen bedeuten günstige Kredite, lautete dabei das Credo. Diese billigen Kredite wiederum sollten Konsum, Investitionen und damit die Gesamtwirtschaft wieder auf Touren bringen. Ob das funktioniert, verrät unter anderem die Inflationsrate – als Gradmesser definierte man eine Rate von knapp zwei Prozent. Nähert sich dieses Parameter den Zielvorgaben der EZB, wird es für die Bank keinerlei Anlass mehr geben, das Zinsniveau kleinzuhalten. Und genau danach sieht es aktuell aus.

Im Frühjahr 2017 haben Banken rund 2,5 Prozent mehr Kredite an Privathaushalte oder Unternehmen vergeben als im Vorjahr. Es wird also tatsächlich konsumiert und investiert. Daneben stand die Inflationsrate im Euro-Raum mit 1,9 Prozent im April 2017 schon sehr nah an der Idealvorstellung der EZB. Und auch die weiteren Konjunkturdaten aus den Mitgliedsländern passen ins Bild. Die Wirtschaft kommt auf breiter europäischer Basis in Gang. Das alles sind Indikatoren dafür, dass die EZB ihre Schrauben am Zinsniveau demnächst lockern wird.

Anzeichen 2: Mehr und mehr Widerstand

Die Politik der EZB war nie unumstritten. Nun wird sie aber immer offener von vielen Politikern und Bankern der Eurozone kritisiert. Sie fragen immer direkter: Ist es nicht längst an der Zeit, das Fluten der Märkte mit billigem Geld zurückzufahren? Noch wehrt sich Bankchef Draghi dagegen, denn er sieht den Anstieg der Inflation vor allem als Folge steigender Energie- und Nahrungsmittelpreise und weniger als Signal für eine allgemeine Konjunkturerholung. Aber wie lange kann der Italiener seine Meinung noch behaupten? Wann wird der Druck auf ihn zu groß? Denn längst ist klar, dass die Unsummen billigen Geldes in den letzten Jahren vor allem eines befeuert haben: die Aktienmärkte. Die Angst vor dem Platzen dieser Blase ist groß, da ein Börsencrash leicht die nächste globale Finanzkrise auslösen könnte.

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Anzeichen 3: Keine Reaktionsmöglichkeiten mehr

Genau solche Krisenszenarien lassen einigen Finanzexperten gerade die Haare zu Berge stehen. Kommt es dazu – oder geht der Konjunkturerholung ganz schnell wieder die Luft aus – steht die Europäische Zentralbank relativ hilflos da und ist weitgehend zum Zuschauen verurteilt. Nach dem Ankauf von Staatsanleihen im Wert von gigantischen zwei Billionen Euro hat die EZB keinen wirksamen Pfeil mehr im Köcher und bei Leitzinsen von 0,0 Prozent wären weitere Zinssenkungen – also der Beschluss von Negativzinsen – unmöglich, will man nicht noch zusätzliches Öl in das Feuer eines möglichen Krisenszenarios kippen.

Anzeichen 4: Das große europäische Wahljahr

Frankreich hat es schon getan und Emmanuel Macron zum neuen Präsidenten gekürt. In Deutschland folgt in Kürze der nächste bedeutende Wahlgang einer führenden europäischen Nation. Und seit Jahren schon steht die EZB regelmäßig im Verdacht, ihre Entscheidungen immer wieder mit politischem Kalkül zu verbinden. Der neoliberale Macron enthebt die Finanzkreise gleich eines ganzen Bündels an Sorgen um die politische Stabilität in der Eurozone. Niedrigzinsen oder gar Negativzinsen sind für ihn ein No-Go. Schon kurz nach Macrons Wahl änderte auch die EZB ihre Wortwahl. Waren Negativzinsen bisher immer eine bewusst kommunizierte mögliche weitere Option, beschränkte sich Mario Draghi in seinen Äußerungen nun 1bereits ausschließlich auf einen Verbleib der Zinsen auf ihrem aktuellen Niveau für eine „längere Zeit“.

Bei der Frankreich-Wahl hielt sich die EZB mit ihren nuancierten Andeutungen noch zurück, bis das Ergebnis des zweiten Wahlgangs feststand, um keinerlei Einfluss zu nehmen. Vor der anstehenden Bundestagswahl in Deutschland gibt es aber Anfang September noch eine weitere Zinsentscheidung der Zentralbanker. Es ist gut möglich, dass die EZB mit der Verkündung des ersten – wenn auch nur marginal – positiven Leitzinses seit Frühjahr 2016 auf diesen Termin wartet, um damit für eine gewisse Beruhigung der deutschen Wähler, die um ihr Erspartes fürchten, zu sorgen. Es wäre ein Signal, das beide Parteien der aktuellen Bundesregierung gut gebrauchen können, entschärft es den Wahlkampf doch um ein wichtiges Thema: den Werterhalt privaten Vermögens verbunden mit der Frage nach einer ausreichenden Altersversorgung.

Anzeichen 5: Erste Änderungen in Amerika

Die US-Notenbank Fed ist den nächsten Schritt bereits gegangen. Schon Ende 2015 erhöhte sie erstmals wieder den Leitzins und ließ 2016 oder 2017 weitere Anhebungen folgen. Das amerikanische Leitzinsniveau hat damit längst wieder die 1-Prozent-Marke geknackt. Damit steigt auch die Verzinsung amerikanischer Staatsanleihen. Die schwächer verzinsten Papiere europäischer Nationen drohen damit, immer mehr zum Ladenhüter zu werden. So entsteht auch aus dieser Richtung Druck auf die Zentralbank, die Zinsen langsam wieder anzuheben.