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Sparkassen vs. PayPal – Kampf der Online-Bezahldienste

Onlineshopping boomt seit Jahren in Deutschland. Im Durchschnitt tätigte jeder Deutsche 2015 bereits knapp 20 Einkäufe virtuell. Dabei stand man hierzulande dem Einkaufsbummel im Netz lange kritisch gegenüber. Hauptgrund dafür waren Sicherheitsbedenken, wenn es um das Bezahlen im Internet geht. Sind Bank- oder Kreditkartendaten bei den jeweiligen Shops sicher? Wie sicher ist die Datenübertragung beim Bezahlvorgang? Außerdem war die ständige Neueingabe von Zahlungsdaten natürlich auch nicht wirklich komfortabel. Auf solche Fragen und Probleme fanden Unternehmer wie der heutige Tesla-Chef Elon Musk schon zur Jahrtausendwende eine Antwort. Er und andere schufen damals PayPal, ein Online-Bezahldienst, der das Onlineshopping sicherer und komfortabler machte und die Umsätze an den Internet-Kassen steil nach oben schießen ließ.

Der amerikanische Marktführer bekommt Konkurrenz aus Deutschland

PayPal bietet einen zentralen Vorteil beim Onlineshopping. Sie hinterlegen Bankverbindung oder Kreditkarte nur einmal bei dem US-Anbieter und autorisieren alle künftigen Einkäufe dann nur noch kurz mit E-Mail-Adresse und Passwort. Mehr als 200 Millionen private Nutzer weltweit – 16 Millionen davon in Deutschland – hat dieses einfache Konzept bereits überzeugt. Den inländischen Kreditinstituten erwuchs mit PayPal so ein ernstzunehmender Konkurrent im Bereich Zahlungsverkehr, denn selbst unkomplizierte direkte Geldtransfers zwischen PayPal-Nutzern sind bei den Amerikanern möglich. Onlineshops, die ihren Kunden keine PayPal-Zahlungen anbieten, haben heute kaum noch Überlebenschancen und selbst bei vielen deutschen Kommunen können Sie Gebührenbescheide seit einigen Jahren via PayPal begleichen. Spätestens dabei schrillten in der einheimischen Kreditwirtschaft die Alarmglocken – dieses Feld wollte man den Amerikanern natürlich nicht kampflos überlassen und so entstand 2015 das Konkurrenz-Angebot paydirekt.

Gemeinsames Angebot für alle Bankkunden

Initiiert wurde paydirekt von Privatbanken wie der Hypovereinsbank, schnell schlossen sich auch die Volksbanken dem Service an. Seit dem Frühjahr 2016 sind auch die Sparkassen dabei und die brachten mit einem Drittel aller deutschen Girokonto-Inhaber ein enormes Kundenpotenzial für paydirekt mit. Im Unterschied zu PayPal ist paydirekt kein Drittanbieter, sondern eine erweitere Funktionalität Ihres Girokontos bei den teilnehmenden Banken. Die Erst-Registrierung erfolgt direkt im Onlinebanking Ihres Kreditinstituts – kein Händler oder weiteres Unternehmen erhält einen Datenzugriff. Es gelten der deutsche Datenschutz und das deutsche Bankgeheimnis. Genau hiermit wollen Banken und Sparkassen eine Trumpfkarte ausspielen, um Ihre Giro-Kunden auch für paydirekt zu gewinnen.

PayPal und die Daten

Denn bei allem Komfort ist der Bereich Datenschutz die Achillesverse von Marktführer Paypal. AGB und Datenschutzbestimmungen der Amerikaner umfassen mehr als 200 DIN-A4-Seiten. Kaum ein PayPal-Nutzer dürfte das alles gelesen, geschweige denn verstanden haben. Dazu speichert der Dienst alle Nutzerdaten in den USA oder an anderen Standorten weltweit. Wo genau Ihre Daten liegen und was da alles gespeichert wird, werden Sie nie erfahren. Auch die gemeinsame Nutzung Ihrer Daten mit anderen Unternehmen behält sich PayPal vor. Soweit es dabei um Bonitätsprüfungen geht, ist das noch akzeptabel. Die Zusammenarbeit mit Daten-Brokern wie Acxiom oder die Identifikation Ihrer Nutzerprofile in den Sozialen Medien für gezielte personalisierte Werbung dürfte dagegen kaum ein PayPal-Kunde schätzen.

Sparkassen und Co. haben mit paydirekt viel Boden gutzumachen

paydirekt-Zahlungen funktionieren ausschließlich per Lastschrift vom Girokonto. Kreditkartenzahlungen wie bei PayPal sind nicht möglich. Damit entfällt für Sie auch das verlängerte Zahlungsziel, welches sich durch die zeitliche Differenz von Einkauf und Kartenabrechnung bei vielen Kreditkartenanbietern ergibt. Wie PayPal garantiert Ihnen aber auch paydirekt einen Käuferschutz – hier mit 30-tägigem Rückgaberecht. Außer der fehlenden Zahlungsoption Kreditkarte oder der nicht vorhandenen Möglichkeit, Geld direkt an Freunde und Bekannte zu überweisen, muss sich das paydirekt-Angebot also keinesfalls hinter der großen US-Konkurrenz verstecken. Vor allem die Pluspunkte Sicherheit und Datenschutz sind gewichtige Argumente für paydirekt.

Trotzdem hatten sich im Frühsommer 2016 erst knapp eine Viertelmillion Nutzer bei dem Service versammelt. Das hat vor allem einen Grund: Onlineshops, die paydirekt zur Bezahlung von Einkäufen anbieten, müssen derzeit noch mit der Lupe gesucht werden. Während weltweit rund sieben Millionen Händler PayPal akzeptieren, funktioniert paydirekt gerade einmal bei rund 100 kleineren deutschen Onlinehändlern. Auch die Kommunen sind noch nicht mit von der Partie. Hier hat sich eher das sparkasseneigene Konkurrenzangebot Girocheckout für Zahlungen etabliert. Daran müssen Banken und Sparkassen arbeiten, wenn paydirekt langfristig wirklich zur bequemen und sicheren PayPal-Alternative werden soll. Erst wenn Deutschlands Onlinehändler flächendeckend dem System beitreten, hat paydirekt echte Überlebenschancen. Ein erster großer Schritt in diese Richtung könnte schon bald erfolgen: aktuell laufen Verhandlungen mit der Metro-Gruppe über eine Teilnahme. Eine Einigung würde große Händler wie Media Markt oder Saturn an Bord holen und wäre gleichzeitig ein wichtiges Signal an weitere Shops, paydirekt in die Zahlungsmöglichkeiten aufzunehmen.